Das Archiv des Vereins für Cultur und Wissenschaft der Juden enthält vor allem Dokumente zur Tätigkeit des Vereins wie Reden, Sitzungsprotokolle, Statuten, Briefe, Denkschriften, Listen u.ä.
Der Verein geht auf einen Gesprächskreis zurück, der 1816 unter dem Namen „Wissenschaftszirkel“ von jungen jüdischen Intellektuellen nach dem Vorbild anderer studentischer Gesprächskreise an der Berliner Universität ins Leben gerufen wurde. Unter dem Eindruck der antijüdischen Hep!Hep!-Unruhen gründeten einige der Mitglieder des „Wissenschaftszirkels“ im November 1819 den eingetragenen „Verein zur Verbesserung des Zustandes der Juden im deutschen Bundesstaate“. Auf dessen erster Sitzung waren neben Leopold Zunz Eduard Gans, Moses Moser, Isaac Marcus Jost, Isaac Levin Auerbach, Joseph Hilmar, Joel Abraham List und Immanuel Wohlwill (Wolf) anwesend. Berühmtheit erlangte der Verein jedoch unter seinem späteren Namen „Verein für Cultur und Wissenschaft des Judentums“, der 1821 zusammen mit den neuen Statuten verabschiedet wurde. Der Namenswechsel spiegelt die Konkretisierung des alten Vereinsziels der Verbesserung des Zustandes der Juden, das nun mittels einer wissenschaftlichen und kulturellen Reform des Judentums angestrebt werden sollte. Idee und Programm der „Wissenschaft des Judentums“ wurden im Rahmen des Vereins entworfen und gestaltet, seine Begründer – mit Leopold Zunz an ihrer Spitze – gelten als die Väter der modernen Judaistik. Zwischen 1821 und 1823 wurden vier wichtige Institutionen gegründet, die sich den Zielen des Vereins verpflichtet sahen: das „Wissenschaftliche Institut“, die Zeitschrift für die Wissenschaft des Judentums, eine eigene Unterrichtsanstalt sowie das „Archiv für die Correspondenz“. Seit 1823 erschwerte die reaktionäre preußische Politik die Tätigkeiten des Vereins, da ein Großteil der Errungenschaften, die das Emanzipationsedikt von 1812 für die jüdische Minderheit gebracht hatte, wieder zurückgenommen wurde. Aufgrund der geänderten politischen Bedingungen wie auch interner Probleme löste sich der Verein nach dem außerordentlich produktiven und erfolgreichen Beginn bereits im Februar 1824 wieder auf. Die meisten der insgesamt 81 ordentlichen und außerordentlichen Mitglieder – unter ihnen so prominente wie David Friedländer, Lazarus Bendavid und Heinrich Heine – stammten aus Berlin, das das Zentrum der Aktivitäten bildete. Der Verein hatte jedoch auch viele auswärtige Mitglieder in ganz Deutschland, vor allem in Hamburg, wo mit dem „Specialverein“ eine Dependance gegründet wurde. |